Montag, 8. August 2011

Pressestimmen:

Göttinger Tageblatt 31.07.2011

Neue Motive aus der Flut der täglichen Bilder

Ende und Anfang zugleich: Die Ausstellung „Streifschuss“ markiert das Ende des Vereins „Apex pro art“ und zugleich den Beginn des Vereins „Apex Kultur“.

„Streifschuss“-Ausstellung: Bilder von André Gudenrath, Nicolai Nitsch und Friederike Jäger (v.l.).

Göttingen. Laut Gerhard Bodenstein, dem langjährigen Vorsitzenden des Vereins, ist das Aus für die Bildende Kunst im Apex vor allem durch das Ausbleiben „einer lächerlichen Summe“ begründet. Vielmehr ist es wohl auch eine bewusste Entscheidung der neuen Vorsitzenden Christoph Huber und Stephan Dehler (bekannt als „Stille Hunde“), die Bildende Kunst im Apex außen vor zu lassen und andere, eigene Akzente zu setzen.

Die Ausstellung „Streifschuss“ ist das Ergebnis einer Projektarbeit zwischen vier jungen Künstlern der Hochschule für bildende Künste (HbK) Braunschweig und drei angehenden Kunstwissenschaftlerinnen, die durch das Projekt einen Einblick in das Berufsbild eines Kurators bekamen. Die Idee zu dieser Zusammenarbeit hatte pro art-Kuratorin Sabrina Hoff, die selbst an der HbK studierte.

Die Exponate von André Gudenrath, Friederike Jäger, Nicolai Nitsch und Fabian Lehnert sind extrem unterschiedlicher Natur. Filigrane und kleinformatige Zeichnungen mit Tuschestift überwiegen bei Nitsch. Mit feinem Strich in schwarzweiß hält er Szenen fest, die Narrationen anreißen ohne sie zu Ende zu führen. Oft scheint der Balanceakt in der Höhe ein Thema wie beispielsweise beim Balancieren eines Menschen auf einem Baugerüst oder dem Sprung von Schornstein zu Schornstein.

Feine Linien und Striche kennzeichnen auch die Zeichnungen und Druckgrafiken Fabian Lehnerts. Vor allem die Tier- und Pflanzenwelt zählt zu seinen Motiven, die durch den Gebrauch von alten Papieren als Untergrund etwas Nostalgisches an sich haben.
André Gudenraths großformatige Ölgemälde sind schwerlich auf einen Nenner zu bringen. Prozessorientiertes Malen scheint mehr im Vordergrund zu stehen als die Fixierung auf ein bestimmtes Ergebnis.

Bei Friederike Jäger sucht man oft vergeblich nach einer Orientierung in ihren expressiven Bildern, was durch gegensätzliche Formen – mal harte Linien und Kanten, mal weiche, fließende Übergange – bedingt ist. In ihrer Arbeit lässt sich noch am ehesten ein Bezug zur Intention der Ausstellung herstellen. Diese möchte laut Kuratorin Hoff zeigen wie junge Künstler die Masse an medialen und gesellschaftlichen Bildern, die täglich auf sie einströmten, in ihren Werken verarbeiteten. Der Titel „Streifschuss“ beschreibe, dass diese Bilder mit großer Geschwindigkeit und hoher Quantität auf die Künstler einprasselten; viel zu schnell, als dass sie wirklich aufgenommen werden könnten und man sich in ihnen orientieren könne.

Das allgegenwärtige Phänomen der Bilderflut als Thema der Ausstellung wirkt leider allzu übergestülpt. Aber ohne Zweifel sind die Werke der jungen Künstler sehenswert.

„Streifschuss“: Ausstellungsprojekt mit der Hochschule für bildende Künste“: mittwochs bis freitags von 15 bis 19 Uhr und sonnabends von 11 bis 16 Uhr im Apex, Burgstraße 46, in Göttingen (bis 10. September).