Donnerstag, 9. Dezember 2010

Malerei zwischen Index und Selbstreferenz -

Stephanie Abbens abstrakte Bildwelten (Kurzversion)

Von Sabrina Hoff

Das englische Wort inform, das den Titel der Ausstellung bildet, ermöglicht ähnlich wie die Gemälde von Stephanie Abben die unterschiedlichsten Auslegungsmöglichkeiten. Inform in der deutschen Übersetzung auslegbar als beeinflussen, durchdringen, zu Grunde liegen, bezeichnet Elemente, die auch die Arbeitsweise Stephanie Abbens zu bestimmen scheinen.

Farbe und Malgrund werden miteinander verschmolzen, sie bedingen sich gegeneinander. Die Malerei nimmt Einfluss auf die Fläche und schafft durch ihre Durchdringung mit Farbe plötzlich Raum, Formen und Objekte. Die Titel, die Abben meistens intuitiv durch Assoziation auswählt, machen ihre eigenen Auslegungen zum Bild deutlich. Auf der anderen Seite stiften sie aber auch Verwirrung dadurch, dass Abben Neologismen, wie amiles oder steind ersinnt. Durch ihren Klang scheinen sie Erinnerungen an etwas Bekanntes auszulösen, dass sich entweder in den Bildern wiederentdecken lässt oder zur Verwirrung führt. Ob Bild und Titel letztendlich übereinstimmen oder doch konträr zueinander stehen, bleibt immer offen und wird in seiner Auslegung dem Betrachter überlassen.

Was in der Frage nach Titel und Thematik des Bildes bereits mitzuschwingen scheint, ist die augenscheinliche Durchdringung des Bildes durch einen mal mehr, mal weniger erkennbaren Gegenstand. Obwohl die Aktion beziehungsweise der Schaffensprozess des Bildes eindeutig im Bild sichtbar bleibt, wird die Abstraktheit des Bildes immer wieder aufgebrochen. Man meint Dinge zu erkennen oder gegenständlich erfassen zu können. Die Assoziation ist in der Formensprache des Bildes mit angelegt.

Florale Elemente spiegeln sich genauso wieder wie Räumlichkeiten, die sich durch den oftmals starken Hell-Dunkel -Kontrast aus der Fläche zu schälen scheinen. Die Grenzen zwischen Abstraktheit und Gegenständlichkeit verschwimmen. Der Wille diese Elemente zu schaffen, ist nicht als vordergründiges Ziel der Künstlerin deklariert. Sie sind vielmehr Produkte des intuitiven Malprozesses. Das Motiv findet sie, wie sie es selbst ausdrückt, oftmals erst beim Malen selbst.[1] Die Bewegung schafft Formen und Motive, die sich dann weiterentwickeln lassen und zu einem Ergebnis führen, dass trotz aller Abstraktheit Assoziationsmöglichkeiten eröffnet. So scheinen Kreise zu Steinen, Linien zu Pflanzen oder Rundungen zu Höhlen zu werden. Es entstehen Gemälde, die nicht nur reine Geste sind, sondern auch Form enthalten. Die Bildwirkung wird im narrativen Sinne erweitert.

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[1] Vgl. Stephanie Abben im Gespräch mit Dr. Necmi Sönmez in: Stipendiaten 2009-2010, Jahreskatalog: Lepsien Art Foundation (Hrsg.), Düsseldorf, 2010. S.11.