Pressestimmen:
Göttinger Tageblatt 02.10.2010
Poetische Welten, Baumstrudel und einsame Buchten
„Walk The Line“: Die Künstler Chiharu Shiota. Philip Loersch und Erla Haraldsdottir in der Galerie Apex
Von Peter Krüger-Lenz
Zeichnung im Raum: Philipp Loersch mit einer seiner Arbeiten. © Theodoro da Silva
Das weiße Kleid könnte auch für eine Hochzeit entworfen sein. In einem Kubus aus Metallrohr steht das Stück ausgestellt, ein wenig wirkt es stolz. Kilometerlang muss das schwarze Garn sein, mit dem es Chiharu Shiota eingesponnen hat. Die Position dieser Künstlerin ist eine von dreien, die derzeit die Galerie Apex unter dem Titel „Walk the Line“ präsentiert.
Shiota, 1972 in Osaka/Japan geboren, lebt heute in Berlin. Die Fäden sind ihr Markenzeichen. Sie webt Alltagsgegenstände ein, zieht sie aber auch über bemalte Leinwände. Vor allem dann ähneln sie präzisen Strichen, die Objekte nähern sich der Zeichnung an. Herausragend allerdings ist die Poesie, mit der Shiota vor allem ihre dreidimensionalen Werke auflädt. Sie legen Geschichten nahe und wirken wie Bühnenbilder, die ohne Schauspieler in geheimnisvolle Welten führen.
Philipp Loersch zeichnet auf Platten aus dem Kunststoff Polystyrol. Sein Strich ist nicht unbedingt brillant, doch in der Gesamtheit seiner Bilder mächtig. Der Malgrund ermöglicht es Loersch in einem sehr aufwendigen Verfahren alles Weiße, alle Räume zwischen Bildelementen herauszuschneiden. So entsteht ein verwirrend flirrendes, im Raum hängendes Geflecht, auf dem realistisch gezeichnete Bäume wie in einem Strudel trudeln.
Die Isländerin Erla Haraldsdottir verbindet Realität mit Illusion. So filmte sie eine charakteristische Bucht mit zerklüfteten Felsen in ihrem Heimatland. In das Videomaterial montierte sie Gezeichnetes. Ein Spiel mit Erinnerungen und deren Veränderung der Wirklichkeit.
Überschaubar ist die Anzahl der Werke dieser Ausstellung. Doch die Klugheit der Künstler und des Konzeptes der Schau macht sie sehenswert.