Pélagie Gbaguidi (geboren 1965) stammt ursprünglich aus dem Senegal und studierte bis 1995 Malerei an der königlichen Akademie der Schönen Künste in Lüttich/Belgien. Sie lebt seit über dreißig Jahren in Europa, darunter auch längere Perioden in Marseille und Paris. Inzwischen wohnt und arbeitet sie in der Nähe von Brüssel.
Gbaguidi sieht sich selbst als westafrikanische „Griot": eine Persönlichkeit, die das Wissen einer Kultur weitergibt und damit die Geschichte eines Volkes bewahrt. Ihre Kunst spiegelt nicht nur die Vergangenheit sondern auch die Gegenwart wieder. Menschenhandel und Zwangsprostitution stellen eine neue Form der Sklaverei in Europa dar und bedürfen der individuellen und kollektiven Verantwortung gegenüber der eigenen Geschichte.
Gbaguidis Arbeiten wurden bereits in Gruppenausstellungen in vielen Ländern Afrikas und u.a. in Spanien, Belgien, Frankreich, Deutschland, Kanada, der USA und der Schweiz gezeigt. 2007 zeigte sie in der Kunsthalle Krems ihre erste Einzelausstellung „Le Code Noir“, in der sie sich mit dem 60 Artikel umfassenden Dekret „Code Noir“, welches der französische König Ludwig XIV. im Jahr 1685 erließ, befasste. Der „Code Noir“ ist ein Symbol für Menschenverachtung, Verlogenheit, Rassismus, Brutalität und Zynismus. Gbaguidi war über den Inhalt des Dekrets entsetzt und arbeitete in 120 Zeichnungen und in einer Reihe großformatiger Leinwände die Verbrechen der Kolonialmächte zu Zeiten der Sklaverei auf. Ihre Bilder erwecken Assoziationen zu Gewalt, Leid, Unterdrückung, Folter, Mord und Vergewaltigung, allerdings lassen sich diese nicht motivisch konkretisieren. Gbaguidi unterstellt hierbei die Kraft des „Nicht-Sichtbaren“.
Bei der 8. Biennale zeitgenössischer afrikanischer Kunst 2009 in Dakar „DAK-ART“ war das Thema Migration allgegenwärtig. Gbaguidi war dort mit der Bodeninstallation „Bumerang“ vertreten, ein Meer aus vielen bunten Papierschiffchen, welche als Symbole für unerfüllte Träume und große Verzweiflung fungieren. Die ifa-Galerie in Berlin zeigte mit der Ausstellung „Spot on DAK-Art“ die Höhepunkte der Biennale in einer Gruppenausstellung, an der Gbaguidi ebenfalls teilnahm.
Die senegalesische Künstlerin wird im APEX sowohl neue als auch ältere Arbeiten präsentieren und so ein Überblick über ihr Werk bieten. Im APEX soll die Ausstellung von begleitet werden von einem Programm aus Vorträgen, die sich ebenfalls mit der Beziehung Europas zum afrikanischen Kontinent auseinandersetzen und das Thema der Migration in den Fokus stellen.