Dienstag, 7. September 2010


Walk The Line
Eine Ausstellung mit Erla Haraldsdottir, Philip Loersch, Chiharu Shiota

Eröffnung am Donnerstag den 16.09., um 19 Uhr

Die Ausstellung Walk The Line widmet sich vom 17. September bis zum 13. November 2010 in einer differenzierten Auseinandersetzung dem Metier der Zeichnung. Diese wird hierbei nicht zum Mittelpunkt sondern bleibt ausschließlich als Basis der Positionierung der drei gezeigten Künstler Erla Haraldsdottir, Philip Lörsch und Chiharu Shiota bestehen. Dem entsprechend erahnt man bei allen drei Künstlern eine Idee, die in der Zweidimensionalität der Zeichnung bzw. der Einfachheit der Linie ihren Ausgangspunkt nimmt.

Die Auswahl der präsentierten Werke verdeutlicht, dass Begriffe wie Raum, Zeit, Bewegung und Stillstand eine vollkommen neue Bedeutung erhalten können, indem sie gegeneinander gesetzt, miteinander verglichen oder aufgehoben werden. Somit hinterfragen die Werke das ihnen zu Grunde liegende Medium der Zeichnung sowohl nach seiner Funktionalität als auch Aktualität. Die drei künstlerischen Positionen finden auf ihre jeweils subjektive Weise einen Zugang zur zeichnerischen Darstellung und deuten sie nach ihren eigenen Maßstäben zu neuen Ausdrucksformen um

Erla Haraldsdottír (*1967) vermengt in ihren Arbeiten Fiktion und Wirklichkeit. Sie filmt dokumentarische Sequenzen, die sie anschließend mit ihren Bleistiftzeichnungen kombiniert, überlagert oder ergänzt. Die im filmischen Material enthaltene Realität wird somit aufgebrochen. Zeichnerische Erinnerungen und die bildliche Wahrnehmung der Umwelt lassen Realität und Fiktion verschmelzen und kreieren eine völlig neue Dimension, die keinem Medium mehr eindeutig zuzuordnen ist. Die Zeichnung überdeckt die Wirklichkeit und deutet sie gleichzeitig kritisch um. Die illustrierenden Elemente lassen den in der Ausstellung gezeigten Film Reynisdrangar zwischen Abbild und Bewegung, Fantasie und Wirklichkeit hin und her pendeln. Der Film wird ergänzt durch Zeichnungen der Künstlerin.

Die Arbeiten Philip Lörschs (*1980) greifen direkt in den Raum ein. Seine „Zeichnungen“ verlieren ihre Zweidimensionalität und dehnen sich als Cut-outs in den Raum aus. Dabei beschäftigen ihn inhaltlich physikalische Fragen, indem er die Belastbarkeit des Materials, optische Effekte und den Unterschied zwischen Abstraktion und Figuration befragt. Das extra für die Ausstellung geschaffene Werk geht somit direkt auf den Ausstellungsraum des APEX-Kunstvereins ein und schafft eine Verbindung zwischen Raum, Kunstwerk und dem Betrachter, der mit der Präsenz des Objekts konfrontiert wird.

Die aus Japan stammende Künstlerin Chiharu Shiota (*1972) widmet sich in ihren skultpturalen Objekten der Grundidee der Linie. Diese wird zum Gegenstand ihrer fast organisch anmutenden Installationen, sie mutiert zum Faden, der alles umwickelt, alles einspinnt und vordergründig den Ansatz einer harmonischen Komposition irritiert. Es entstehen so Objekte die an Zerstörung, Verwahrlosung und Verlassenheit erinnern. Und dennoch haftet Ihnen eine Schönheit an, die eine ähnliche Poesie verströmt wie ein perfektes Spinnennetz. Die Melancholie des ewig nicht mehr Berührten, Verwebten und für immer Vergessenen scheint einher zu gehen mit der Beklemmung und Unheimlichkeit der eingewebten Objekte, die unauflöslich mit ihrem Umraum verbunden sind. Hier wird die Zeichnung nicht zum Anschauungsobjekt, sondern die Linie entwickelt ein Eigenleben, verleiht dem Raum einen völlig neuen Rhythmus und entsetzt wie verzückt den Betrachter gleichermaßen.

Die Ausstellung wird finanziert mit Mitteln des Landes Niedersachsens. Unser besonderer Dank gilt der spontanen und großzügigen Unterstützung der Nord/Lb, sowie der Karstadt-Filiale Göttingen.